Zecken – anpassungsfähig und wetterfest
Wer fürchtet sie nicht, diese gemeinen Parasiten, die im Grünen auf vorbeistreifende Beute
lauern und Spaziergängern auf zwei und vier Beinen den Auslauf verleiden? Allein die
Vorstellung, wie so ein kleiner Blutsauger den Körper des potentiellen Wirts auf der
Suche nach einer geeigneten Einstichstelle erkundet, um sich dort stundenlang festzusaugen,
löst Juckreiz aus. Und tatsächlich ist eine gewisse Vorsicht angebracht, denn Zecken
übertragen gefährliche Krankheiten.
WELTBÜRGER ZECKE – VERBEITUNGSGEBIETE
Zecken findet man auf der ganzen Welt. Sie kommen in den verschiedensten Landschaftstypen
vor, selbst in der Antarktis. Auch in Mitteleuropa sind sie weit verbreitet.
Die Verbreitung einer bestimmten Zeckenspezies hängt in hohem Maße von der Verbreitung
ihrer jeweiligen Wirte ab. Andere Faktoren, die die Zeckendichte in einem Gebiet
beeinflussen, sind die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit.
Die meisten Zeckenarten bevorzugen bestimmte Wirte, sind aber im Notfall gerne bereit,
ihren Speiseplan anzupassen. Von den ca. 850 weltweit bekannten Arten kommen in
Deutschland etwa 20 vor. Einige sind sehr selten, manche wurden vorübergehend
eingeschleppt.
Hierzulande verbreitete Schildzeckenarten sind der Gemeine Holzbock, die Igelzecke,
die Schafzecke und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Weltweit die häufigste
Art ist die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), die nur in warmen Klimazonen
als Freilandzecke vorkommt. In kältere Gefilde eingeschleppt, sucht sie Schutz in
Wohnungen und Häusern und kann sich nur dort vermehren. In Mitteleuropa ist die
häufigste Lederzecke die Argas reflexus, die Stadttauben als Wirte nutzt.
Die ökologischen Ansprüche der verschiedenen Zeckenarten und damit auch ihr Lebensraum
sind sehr unterschiedlich. Viele Arten sind luftfeuchtebedürftig und vertrocknen bei
direkter Sonneneinstrahlung rasch. Obwohl Zecken auch starken Frost unbeschadet
überstehen können, wirken sich lange Kälteperioden meist tödlich aus und begrenzen
das Verbreitungsgebiet nach Norden. Einige Arten haben sich jedoch an extreme
Lebensbedingungen angepasst und man findet spezialisierte Zecken sogar in
Trockenwüsten, an steilen Felshängen, in höheren Gebirgslagen. Selbst auf
entlegenen Felsinseln im Ozean finden sie einen Lebensraum.
ZECKEN MÖGEN ES WARM
Die in Deutschland am häufigsten vorkommende Schildzecke, der Gemeine Holzbock,
lebt vorzugsweise an Waldrändern, Lichtungen oder Bächen. Aber auch Gärten werden
gerne als Lebensräume akzeptiert. Zecken lieben Feuchtigkeit und Wärme, deshalb
sind sie nach einem Regentag im Sommer besonders aktiv. Aber auch bei trockenem
oder kühlem Wetter sind sie noch auf der Jagd. Erst wenn die Temperatur unter 7°C
sinkt, fallen sie in eine Starre.
Die eigentliche Zeckensaison dauert etwa von März bis Oktober oder gar November.
Aber auch an milden Wintertagen können Zecken aktiv werden.
Deshalb ist es ratsam Haustiere ganzjährig vor Zecken zu schützen.
SAISONALE AKTIVITÄT VON ZECKEN
ABWARTEN UND BLUT TRINKEN – WIE ZECKEN JAGEN
Zecken bewegen sich am Boden, im hohen Gras oder in Gebüsch und Unterholz.
Erwachsene Exemplare erklettern die Vegetation bis höchstens 1,5 Meter.
Kurze Strecken können sie mit erstaunlicher Geschwindigkeit überwinden,
ihre Energie reicht aber nur für wenige Meter. Von ihren Wirten mitgeschleppt,
verbreiten Zecken sich trotzdem weiträumig.
Mitunter wartet eine Zecke mehrere Wochen auf ihr Opfer. Durch das Hallersche
Organ, mit dem sie Geruchsreize wittert, wird sie auf den potentiellen Wirt
aufmerksam. Auch auf Vibrationen oder eine Veränderung der Lichtverhältnisse
reagiert sie sofort und wechselt von der Ruhestellung in die Lauerposition.
Mithilfe hakenförmiger Gebilde an den Beinen hängt sie sich dann an alles,
was ihren jeweiligen Aufenthaltsort streift. Auf der Suche nach der richtigen
Einstichstelle krabbelt sie mitunter stundenlang auf Mensch oder Tier herum –
ausreichend Zeit, um sie abzusammeln.
VERBREITUNG DER HÄUFIGSTEN VON ZECKEN ÜBERTRAGENEN
KRANKHEITEN IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM
Zecken, die Träger der Borreliose und / oder Anaplasmose sind, findet man
im gesamten deutschsprachigen Raum. Zecken mit FSME-Viren sind vor allem in
Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz vorwiegend in Bodenseenähe
verbreitet.
Allerdings zeigen aktuelle FSME-Verbreitungskarten auch
Erkrankungsfälle beim Menschen aus dem Norden und Osten Deutschlands.
Dokumentierte Babesiosefälle sind im deutschsprachigen Raum bisher
lokal beschränkt, aber mit hoher Ausbreitungstendenz. Die Durchseuchung
der Zecken mit Babesien ist also regional unterschiedlich und steigt
stetig an.