Flöhe, diese Pest!
Das Wort „Pest“ stammt vom lateinischen pestis und bedeutet nichts anderes als „Seuche.
Viele klassische Texte bezeichnen große Katastrophen als Pest und obgleich nicht alle so
genannten Epidemien tatsächlich vom Erreger der Pest verursacht waren, ist sie eine der
prominentesten Krankheiten der Menschheitsgeschichte. Lange Zeit war sie als der Schwarze
Tod gefürchtet – und das zu Recht: Zwischen 1347 und 1352/53 starb etwa ein Drittel der
europäischen Bevölkerung an der Seuche. Erst mit der Entdeckung des Erregers durch den
Schweizer Arzt Alexandre Yersin 1894 und der Verbreitung von Antibiotika verlor die
Krankheit ihren tödlichen Schrecken.
Bei der Pest handelt es sich um eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit, die
durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöst wird. Dieses Bakterium ist sehr
anpassungsfähig, es werden viele verschiedene Varianten beschrieben. Zwar ist auch
Tröpfcheninfektion möglich, hauptsächlich erfolgt die Übertragung aber direkt durch
Parasiten, die von wildlebenden Nagern und anderen kleinen Säugetieren auf den Menschen
wechseln. Im Mittelalter wurde die Pest vor allem durch Flöhe von Ratten auf Menschen
übertragen.
Doch nicht nur der Ratten- oder Pestfloh (Xenopsylla cheopis) kann die Pest verbreiten,
über 30 Floharten kommen als Zwischenwirte infrage, darunter auch der Menschenfloh
(Pulex irritans). Bei einer Vielzahl anderer Insekten konnte der Pesterreger ebenfalls
nachgewiesen werden: bei Zecken, Kakerlaken, Mücken, Läusen, Ameisen, Fliegen,
Wanzen und Spinnen.
Jedoch ist noch ungeklärt, ob diese Tiere nur Träger oder auch Überträger der
Krankheit sind. Während die Pest im Mittelalter weltweit verbreitet war, tritt
sie heute nur noch vereinzelt auf. Durch eine Kombination verschiedener Antibiotika
kann sie inzwischen sehr effektiv behandelt werden. In manchen Regionen Nord- und
Südamerikas sowie in weiten Teilen Nordasiens und Afrikas gibt es die Pest noch,
so dass es immer wieder einmal zu Ausbrüchen kommt, die jedoch schnell eingedämmt
werden können; zuletzt zum Beispiel 2013 auf Madagaskar.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) registriert weltweit etwa 1000 bis 3000
Pestfälle pro Jahr, meistens in Form kleinerer, örtlich begrenzter Epidemien.
In Europa gab es den letzten dokumentierten Pestausbruch im Zweiten Weltkrieg.
Man nimmt an, dass die Pest hier gegenwärtig nicht mehr existiert, jedoch könnte
sie weiterhin mit verschiedenen Nagetieren auf dem Schiffsweg importiert werden.